Die meisten wissen, dass höhere Geschwindigkeiten auch zu einem höheren Spritverbrauch führen. Allerdings gibt es noch eine Reihe weniger bekannter Fahrverhalten, die zu häufigeren Besuchen an der Tankstelle führen.
Hierzu zählen:
- Häufiges Beschleunigen und Bremsen
- Eine suboptimale Ausnutzung der Fahrstufen (kein vorausschauendes Fahren und Verpasste Möglichkeiten zum Ausrollen)
- Enge Fahrzeugabstände
- Häufiges Spurwechseln und Überhohlen
- Zu niedriger Reifenluftdruck
- Überladung und hohe Zuladung
- Nutzung der Nebenverbraucher (z.B. Klimaanlage, Sitzheizung, etc.)
Die Punkte fünf bis sieben sind Dinge, die keine großartige Verhaltensänderung erfordern. Der Rest aber schon und das ist der Punkt, wo die Fahrtenschreiberanalyse eine Hilfe darstellen kann.
Besonders bei gewerblichen Nutzfahrzeugen ist der Blick auf die Kosten wichtig. Auch wenn Fahrtenschreiber überwiegend im gewerblichen Bereich vorgeschrieben sind, gäbe es sicher auch Vorteile für den privaten Bereich (sofern die Privatsphäre geschützt bleibt). .
Was ist ein Fahrtenschreiber?
Es handelt sich um ein digitales Gerät, das fest in ein Fahrzeug eingebaut ist und nicht manuell bedient werden muss. Es zeichnet kontinuierlich Daten zur gefahrenen Strecke, Geschwindigkeit, Betriebszeiten des Motors sowie Lenk- und Pausenzeiten der Fahrer auf.
Manche modernen Fahrtenschreiber erfassen auch Daten zu Brems- und Beschleunigungsvorgängen, Kurvenfahrten und weiteren Parametern. Die Aufzeichnungen erfolgen typischerweise auf einer Fahrtenscheibe, einer Chipkarte oder einem anderen digitalen Speichermedium im Fahrzeug.
Fahrtenschreiber sind in vielen Ländern in gewerblichen Fahrzeugen ab einer bestimmten Größe gesetzlich vorgeschrieben.
Zu den Ländern gehören:
- Länder der Europäische Union (Fahrzeuge über 3,5 Tonnen)
- USA und Kanada (LKW über 4,5 Tonnen)
- Australien (Fahrzeuge über 4,5 Tonnen)
- Russland (LKW über 3,5 Tonnen)
- Brasilien (Fahrzeuge über 3,5 Tonnen)
In der Europäischen Union müssen seit dem 21.08.2023 alle neu zugelassenen Fahrzeuge mit einer neuen Version des intelligenten Fahrtenschreibers (GEN II) ausgerüstet sein.
Grundsätzlich ist der Hauptzweck die Überwachung der Lenk- und Ruhezeiten von Berufskraftfahrern zur Einhaltung gesetzlicher Vorschriften im Güterkraftverkehr. Die Daten dienen aber auch der Fahrtenbuchdokumentation und Tourenplanung. Zudem können die Analysen zur Verbesserung des Fahrverhaltens genutzt werden.
Wie funktioniert eine Fahrtenschreiberanalyse?
Eine professionelle Fahrtenschreiberanalyse läuft typischerweise in mehreren Schritten ab: Nachfolgend eine kurze Übersicht:
1) Datenerfassung
Die Rohdaten aus den digitalen Fahrtenschreibern müssen zunächst ausgelesen und exportiert werden. Dies geschieht je nach System über Datenkarten, USB-Sticks oder Funkübertragung. Die exportierten Daten beinhalten detaillierte Informationen wie Geschwindigkeit, Beschleunigung, Bremsvorgänge und müssen für die Analyse aufbereitet werden.
2) Datenzusammenführung
Im zweiten Schritt werden die exportierten Rohdaten aller Fahrzeuge und Fahrer in einer zentralen Datenbank zusammengeführt. Dies schafft eine einheitliche Datengrundlage für die spätere Analyse. Nur durch die Bündelung der Informationen in einer zentralen Datenbank können aussagekräftige Auswertungen über das Fahrverhalten der gesamten Fahrzeugflotte oder einzelner Fahrer durchgeführt werden.
3) Datenaufbereitung
Bevor die eigentlichen Analysen beginnen, müssen die Rohdaten aufbereitet, gefiltert und gegebenenfalls mit zusätzlichen Metadaten wie Fahrzeug-IDs, Touren etc. verknüpft werden. Dieser Schritt dient der Datenbereinigung und -anreicherung, damit aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden können. Nur durch die Verknüpfung mit Zusatzinformationen lassen sich die Rohdaten sinnvoll einordnen.
4) Auswertungen und Berechnungen
Nun sind die Auswertung und weitere Berechnungen an der Reihe. Mithilfe von Analysesoftware werden jetzt die gewünschten Auswertungen und Berechnungen auf Basis der Daten durchgeführt, z.B.:
- Fahrverhaltensanalysen (Geschwindigkeiten, Brems-/Beschleunigungsmuster)
- Identifikation kritischer Ereignisse (Schleudern, Traktionskontrolleingriffe)
- Prüfung auf Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeitenregelungen
- Verbrauchsberechnungen
- Auslastungs- und Produktivitätsanalysen
5) Ergebnisdarstellung & Maßnahmenableitung
Die Ergebnisse der Analysen werden in Form von Berichten, Grafiken und Visualisierungen übersichtlich aufbereitet und auf Basis der Analyseergebnisse lassen sich im weiteren Verlauf gezielte Maßnahmen ableiten, z.B.:
- Routenoptimierungen
- Fahrertraining
- Anpassungen der Tourenplanung
- Präventionsmaßnahmen zur Verringerung von Risiken
Somit ist diese Art der Analyse ein wichtiges Instrument, um Erkenntnisse zur Steigerung von Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit im Fuhrpark zu gewinnen.
Sie ist ein zentraler Bestandteil des Flottenmanagements in Logistikunternehmen.
Gäbe es auch Vorteile für einen Einsatz im privaten Bereich?
Fahrtenschreiber werden üblicherweise nicht für private Pkw eingesetzt, sondern sind auf gewerbliche Nutzfahrzeuge wie Lkw, Busse und Transportflotten beschränkt.
Ein berechtigter Hauptgrund sind Datenschutzbedenken. Denn eine lückenlose Aufzeichnung und Analyse sämtlicher Fahrdaten von Privatpersonen würde erhebliche datenschutzrechtliche Bedenken aufwerfen und China neidisch machen.
Doch lassen wir einmal kurz die datenschutzrechtlichen Bedenken außen vor und machen ein Gedankenexperiment.
Denn wenn man das Fahrverhalten für sich selbst analysieren könnte, gäbe es einige Anwendungsfälle für den privaten Einsatz (über entsprechende Software im Fahrzeug).
Zum Teil geht die Software in den Fahrzeugen bereits in diese Richtung.
Schauen wir uns nun die Anwendungsfälle an:
1) Fahrertraining und Sicherheitsoptimierung
Ähnlich wie im gewerblichen Bereich könnte die Aufzeichnung und Analyse von Fahrdaten wie Geschwindigkeit, Beschleunigungs- und Bremsmuster dabei helfen, riskantes Fahrverhalten von Privatpersonen zu erkennen (und Sprit zu sparen).
Die Software könnte dann gezielte Trainingsempfehlungen und Feedback zur Verbesserung der Fahrweise geben.
2) Versicherungsrabatte und Pay-per-Use
Basierend auf den Fahrverhaltens-Daten könnten Versicherungen attraktive Tarife und Prämienrabatte für besonders vorbildliche Fahrer anbieten. Pay-per-Use würde die Berechnung der Prämien nach der tatsächlich gefahrenen Strecke erlauben, wodurch umsichtige Fahrer weniger zahlen. Diese Modelle würden ein verantwortungsvolles Fahrverhalten fördern und Kostenersparnisse für sicherheitsbewusste Fahrer bieten.
3) Ökologisches Fahrertraining
Die Analyse von Fahrdaten wie Geschwindigkeit, Beschleunigung und Motordrehzahl ermöglicht Einsichten zum individuellen CO2-Fußabdruck und Tipps zur Senkung des Verbrauchs. Hier könnten Techniken wie vorausschauendes Fahren, effiziente Beschleunigung und Bremsen vermittelt werden.